Koi News

Koi sicher durch den Winter bringen

Exklusiver Beitrag aus dem Midori Magazin Ausgabe 4/2024 – bereits vorab verfügbar auf koiparadise.de

Der Winter ist die Jahreszeit, von der passionierte Koi-Halter am wenigsten begeistert sind. Und jeder hofft, sie möge schnell vorübergehen. Irgendwie ist es langweilig im Teich. Die Koi sind kaum noch aktiv und stehen meist in einer Gruppe in irgendeiner Ecke des Teiches. Sie nehmen Nahrung wenig oder nur selten auf und der Genuss am Teich lässt bei frostigen Temperaturen und kurzen Tagen ebenfalls zu wünschen übrig. Und trotzdem oder gerade deshalb ist der Winter in den Augen vieler Koi-Halter eine gefürchtete Jahreszeit. Denn nur schwer erkennt man, ob die Fische bei bester Gesundheit sind. Ist ein fast regungsloses Verharren am Teichgrund oder angeklemmte Flossen in den übrigen Jahreszeiten ein Alarmsignal, ist dieses Verhaltensmuster im Winter durchaus normal. Nur wer im Herbst versäumt hat, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen (wir berichteten in der vorherigen Ausgabe darüber), reagiert zu Recht äußerst sensibel auf längere Frostperioden oder gar Eis auf dem Teich.

Ist das Wasser in Bewegung – wie hier um einen Skimmer – friert es nicht so schnell zu.

Doch setzen wir erst einmal voraus, dass im Herbst alles richtig gemacht wurde. Das heißt, die Koi wurden mit geeignetem Qualitätsfutter passend konditioniert und die Teichhygiene wurde im erforderlichen Maß durchgeführt. Kurz, alles wurde bestens auf die kalte Jahreszeit vorbereitet. Dann verliert der Winter schnell seinen Schrecken im Koi-Teich.
Natürlich ist es jetzt erforderlich, seine Gewohnheiten den Bedürfnissen der Koi anzupassen. Da Koi bei tiefen Wassertemperaturen weniger fressen – unter ca. 6 °C wird die Nahrungsaufnahme nicht selten ganz eingestellt – muss die Futtermenge drastisch reduziert und auf leicht verdauliches Futter auf Weizenkeimbasis umgestellt werden. Es sollte aber nur so lange gefüttert werden, wie Futter aufgenommen wird. Nicht angenommenes Futter sollte schnellstens aus dem Teich entfernt werden, da auch die Biologie im Filter nur noch eingeschränkt aktiv ist und zusätzliche Belastungen die Wasserqualität drastisch mindern können.

TECHNIK ANPASSEN. ENERGIE SPAREN.

Auch die Teichtechnik sollte, wenn möglich, angepasst werden. Durch die geringere Schadstoffbelastung des Wassers wegen (hoffentlich) verminderter Futtergaben kann die Pumpenleistung bzw. Umwälzrate gedrosselt werden – zumindest bei modernen, regelbaren Pumpen.

Eine vergleichbar hohe Umwälzrate des Teichwassers wie im Sommer ist nicht erforderlich. Die Effektivität der Filterbakterien ist dann – wie bereits erwähnt – sowieso stark eingeschränkt. Dadurch spart man Energie und verhindert gleichzeitig eine bewusst schnellere Auskühlung des Teiches. Dies gilt im Besonderen für Schwerkraftanlagen, da das Wasser über Bodenabläufe angesaugt wird und somit auch das kältere, sich normalerweise an der Oberfläche befindende Wasser nach unten gezogen wird.

Die physikalische Regel, dass Wasser bei 4 °C durch die Dichteanomalie am schwersten ist und sich somit am Grund das gegenüber der Oberfläche wärmere Wasser befindet, verliert bei Schwerkraftanlagen durch das Vermischen ihre Wirksamkeit! Das bedeutet, die normale Wasserschichtung – maximal 4 °C unten, das kältere oder gar gefrorene Wasser oben – wird außer Kraft gesetzt und Wasser mit weniger als 4 °C durchströmt den ganzen Teich, was eventuell zu ernsthaften Problemen bei Koi führen kann. Bei Filteranlagen, bei denen das Wasser über eine im Teich liegende Pumpe angesaugt wird, kann das unerwünschte Vermischen vermieden werden, wenn die Pumpe möglichst nahe unterhalb der Wasseroberfläche platziert wird.

In beiden Fällen ist es hilfreich, das normalerweise wärmere Wasser aus dem Filter möglichst tief im Teich zurückzuführen. Voraussetzung ist, dass der Filter gut isoliert ist und die Biokammer mittels Heizstäben leicht erwärmt wird.

Auch der Bereich um die Rückführung aus dem Filter bleibt aufgrund der Bewegung frei. Zumindest in unseren Breiten und den äußerst selten auftretenden langen Frostperioden.

Erfolgt die Rückspeisung in den Teich über so genannte Venturidüsen, sollte der Luftansaugstutzen verschlossen werden, damit das Wasser nicht durch kalte Umgebungsluft zusätzlich auskühlt. Dass ein Sauerstoffmangel im Wasser auftritt, ist weniger zu befürchten, weil kaltes Wasser wesentlich mehr Sauerstoff binden kann als warmes. Falls es die Gegebenheiten vor Ort aber erlauben, kann auf den Lufteinlass ein isolierter Schlauch gesetzt werden, der die Luft aus einem warmen Raum bezieht.
Bachläufe, Wasserfälle oder Fontänen sollten im Winter grundsätzlich nicht in Betrieb sein. Denn auch sie führen zu einer drastischen Abkühlung. UV-C Anlagen können ruhigen Gewissens abgeschaltet werden. Ihr Einsatzgebiet ist hauptsächlich die Bekämpfung von Schwebealgen, die aber nur in der wärmeren Jahreszeit aufkommen. Unnötige Energieverschwendung kann dadurch zusätzlich vermieden werden.


WAS TUN OHNE TEICHHEIZUNG?

Wird ein Teich nicht beheizt, kann die Filteranlage für einige Wochen – in besonders kalten Perioden – auch ganz abgestellt werden. Dann sollte aber das Wasser aus Filterkammern und Rohrleitungen entfernt werden und die Pumpe(n) ins Trockene gebracht werden, um Frostschäden zu vermeiden. Das gilt für alle Wasser führenden Geräte, Zusatzaggregate und Bypassleitungen.
In unseren Breiten kann die Filteranlage aber durchaus weiterlaufen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, platziert einen oder mehrere relativ günstig zu erwerbende Heizstäbe im Filter, am besten in der Biokammer. Wir sprechen dann noch nicht von einer klassischen Teichheizung. Heizstäbe sorgen nur dafür, dass das Wasser nicht so schnell auskühlt. Das reicht bereits aus, denn lange Frostperioden mit Temperaturen unter -10 °C sind eher selten geworden.

LIEBER DOCH EINE TEICHHEIZUNG?

Schon seit Jahren scheiden sich die Geister am Thema Teichheizung. Aufgrund gelegentlicher Ausfälle im Frühjahr neigen manche Koi-Halter dazu, ihren Teich zu beheizen. Grundsätzlich ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Man kann es sogar empfehlen, wenn man die Anschaffungskosten und vor allen Dingen die Betriebskosten für die Haushaltskasse als nicht belastend empfindet. Besonders bei flachen Teichen (unter 1 m) sind Teichheizungen sinnvoll, um die starken Tag/Nachtschwankungen der Wassertemperatur vor allem im Frühjahr und Herbst zu puffern. Auch die Futtergabe kann dadurch ganzjährig erfolgen, was einem schnelleren Wachstum der Koi zugutekommen kann. Was aber nicht bedeutet, dass die Koi letztendlich größer werden. Sie erreichen ihre Größe nur schneller. Einige behaupten sogar, wenn Koi permanent in konstant warmen Wasser gehalten werden, würden sie schneller altern, was wissenschaftlich m. E. bisher aber nicht belegt ist. Es gilt aber, wird der Teich beheizt, muss die Filteranlage weiterlaufen. Eine ausreichende Isolierung des Filters bzw. der Filterkammer sowie der Zu- und Ableitungen hilft, Energie zu sparen. Hier sind eingebaute Schwerkraftanlagen eindeutig im Vorteil, da das umgebende Erdreich wie eine Isolationsschicht wirkt. Steht der Filter frei in einer Kammer, kann diese leicht mit Styroporplatten oder anderen Materialien isoliert werden.
Zurückkommend auf die Ausfälle im Frühjahr muss aber die Frage erlaubt sein, ob dies auf eine fehlende Heizung zurückzuführen ist oder die Ursache primär nicht doch in mangelnder Teichhygiene und ungeeigneter Konditionierung der Koi zu suchen ist?

HEIZMÖGLICHKEITEN in Gartenteichen

Wasser-Wärmetauscher

Ein Wärmetauscher wird direkt an die Heizungsanlage des Hauses angeschlossen und nutzt deren Wärmeenergie. Vorher sollte ein Fachmann gefragt werden, ob die Heizungsanlage über ausreichend Reserven verfügt, um den Teich mit zu heizen. Allerdings entscheiden die bauseitigen Verhältnisse und die Entfernung zwischen Heizungsanlage und Teich über die Realisierbarkeit.

Dass Koi auch bei sehr tiefen Temperaturen noch agil sein können, belegt dieses Foto eindeutig. Obwohl dieser Teich nicht beheizt wird und auch keine Isolation vorhanden ist, überstanden die Koi die eisige Zeit ohne ein einziges Problem. Sie wurden im Herbst auch bestens konditioniert.

Gastherme am Teich

Ist ein Gasanschluss vorhanden, kann eine separate Gastherme installiert werden. Ein Betrieb über Gasflaschen ist ebenfalls möglich, dann ist man bei der Platzierung variabler.


Elektrowärmetauscher zum heizen von Teichen

Einfach und flexibel zu installierende Geräte, die direkt am Rohrleitungssystem des Teiches im Bypass angebaut werden können. Die Wassererwärmung erfolgt durch Strom, dem Prinzip eines Durchlauferhitzers gleich.

Heizbänder

Die elektrischen Heizbänder bzw. -kabel werden schnell und einfach auf den Teichboden gelegt und geben ihre Wärmeenergie direkt im Teich ab. Es besteht übrigens keine Gefahr, dass sich die Koi an den Bändern Verbrennungen zuziehen können, wie vielfach befürchtet. Auch die Filterkammern können ohne großen Aufwand mit Heizbändern ausgestattet werden.

Sonnenkollektoren am Koiteich

Der Anschluss erfolgt ebenfalls an Wasser-Wärmetauscher, kann in der Nacht oder bei bedecktem Himmel aber keine gleichbleibende Energie gewährleisten. Sie sind folglich nur als Ergänzung, nicht aber als Alleinsystem einsetzbar.

Heizstäbe für Gartenteiche

Die Funktionsweise entspricht der eines Tauchsieders. Ihr Einsatz für Teiche ist aber eher ungeeignet. Sie können aber – wie oben bereits erwähnt – in Filterkammern eingesetzt werden.


Luft/Wasser-Wärmepumpen

Das System kommt aus der Kälte- und Klimatechnik und funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt. Die Umgebungsluft wird durch einen Verdampfer geführt, kühlt ab und setzt dabei Wärmeenergie frei.
Wir wollen die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme hier nicht auflisten oder gar analysieren. Aussagekräftige Informationen können über entsprechende Fachleute eingeholt werden. Eine kleine Anmerkung sei aber erlaubt. Beim Einsatz mit herkömmlicher Energie können die Naturgesetze nicht außer Kraft gesetzt werden. Um eine bestimmte Wärmemenge zu erzeugen, benötigt es einer bestimmten Menge an Energie. Immer! Letztendlich entscheiden bauseitige Gegebenheiten, Einsatzdauer, gewünschte Höchsttemperatur, als auch die Preisentwicklung der verschiedenen Energiearten. Alle Systeme haben aber eines gemeinsam. Um unnötig Energie zu verlieren, respektive zu verschwenden, ist eine geeignete Teichisolierung sinnvoll. Hierzu bietet der Handel ebenfalls verschiedene Alternativen an. Es gibt spezielle Folien oder Stegplatten bis hin zu aufwändig gebauten Konstruktionen, die einem gut isolierten Wintergarten gleichen. Dem Einfallsreichtum und der Preisgestaltung sind dabei keine Grenzen gesetzt.

alpha ice - Futter für den Winter

EIS AUF DEM TEICH. GEFAHR?

Sollten keinerlei Vorrichtungen zur Teichisolation, besonders bei ungeheizten Teichen, vorgenommen worden sein und sich bei längeren Frostperioden eine Eisschicht gebildet haben, gibt es eine goldene Regel: Am besten Sie unternehmen nichts, gar nichts! Die weit verbreitete Meinung, es findet bei komplett zugefrorenen Teichen kein Gasaustausch mehr statt, was schädlich für die Koi sei, ist schlicht und ergreifend falsch. Zu unerwünschten und schädlichen Veränderungen der Gasgehalte kann es erst dann kommen, wenn versucht wird, ein Loch in eine geschlossene Eisdecke einzubringen. Dann kann es unter Umständen zur Gasblasenerkrankung kommen, die tödliche Embolien nach sich ziehen kann. Lassen Sie den Teich und seine Teichbewohner einfach nur in Ruhe.

Jetzt ist Ruhe gefragt am Teich

Und so einladend es für Kinder auch sein mag, unterbinden Sie, dass die Eisfläche als willkommene Eislauffläche genutzt wird. Nicht nur, dass Einbruchgefahr besteht und Sie als Teichbesitzer haftbar gemacht werden können, auch für die Koi kann es verheerende Folgen haben. Da Koi über ein außerordentlich gutes Hörvermögen verfügen, können sie in Panik geraten, wenn auf dem Eis ein Höllenlärm herrscht. Unter Umständen verenden sie wegen Erschöpfung, weil sie ständig auf der Flucht vor dem Lärm sind oder aber sie bleiben unter der Eisdecke kleben und verenden ebenfalls jämmerlich.

Eisdecke nur im Notfall öffnen

Gleiches kann passieren, wenn im Notfall die Eisdecke geöffnet werden muss und die Spitzhacke zum Einsatz kommt. Wenn dies überhaupt erforderlich ist, stellen Sie einen Topf oder eine Wanne mit heißem Wasser auf das Eis. Dies erfordert allerdings ein bisschen Geduld.
Normalerweise frieren Teich aber nie komplett zu. Sibirische Temperaturen über einen längeren Zeitraum haben wir nicht mehr. Zudem reicht eine leichte Wasserbewegung, verursacht durch den Rücklauf, aus, um einen Teilbereich eisfrei zu halten. Ist die Filteranlage abgestellt, stellen Sie eine kleine Pumpe an den Rand – möglichst im geschützten, frostsicheren Flachbereich – und lassen das Wasser einfach zirkulieren.

Die Möglichkeit einer Innenhälterung im Winter

Eine weitere Alternative, um den vermeintlichen Schrecken des Winters zu entgehen, sind Innenhälterungen. In der Regel werden sie im Keller, in der Garage oder im Gartenhäuschen aufgestellt. Dies erfordert aber ein rechtzeitiges Einfahren des Filtersystems und sollte mit »altem« Teichwasser befüllt werden. Außerdem bedarf es einer intensiven und regelmäßigen Kontrolle der Wasserwerte. Denn meist sind Innenhälterungen zwangsläufig viel kleiner dimensioniert als der Teich und von einer Massentierhaltung ist man dann nicht weit entfernt. In der verbleibenden Jahreszeit sind sie als Quarantänebecken für Neubesatz oder zur Behandlung und Beobachtung erkrankter Koi bestens geeignet. Und wer seinen eigenen Koi-Nachwuchs aufziehen möchte, kann sie auch als Aufzuchtbecken benutzen.
Trotz aller Bedenken im Winter und allem technischen Equipments zur Vermeidung zu tiefer Temperaturen im Teich, wird von einigen Fachleuten empfohlen, dem Teich und den Koi eine ein- bis zweimonatige Ruhepause bei Temperaturen zwischen 4 °C und 6 °C zu gönnen. Denn der genetische Hintergrund erlaubt es den Koi, auch kalte Wassertemperaturen problemlos zu überstehen. Immerhin stammen sie von unseren heimischen Karpfen ab und die überleben in einem zugefrorenen Weiher auch den Winter.

FAZIT Koihaltung im Winter

Passend konditionierte Koi überstehen unsere Winter problemlos. Und es bedarf nur weniger Vorsichtsmaßnahmen, möchte man seine Koi sicher durch den Winter bringen. Zumal die Zeiten der langen Frostperioden mit Temperaturen unter -20 °C eher selten geworden sind. Und ob ein Teich beheizt wird oder nicht, obliegt Ihrer Entscheidung – als auch Ihrem Budget.

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    About Arno R. Pozar

    Arno R. Pozar ist einer der bekanntesten Redakteure in der deutschen Koi-Welt. Als Chefredakteur des Koi-Teich-Garten Fachmagazin "Midori" hat er bereits einige Jahre Erfahrung in der Scene und hält natürlich auch privat unsere Lieblingsfische.

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